Malweiber historisch

„Malweiber“, so wurden abfällig Frauen um 1900 genannt, denen ein Kunststudium verwehrt wurde. Frauen waren zu dieser Zeit an Kunstakademien nicht zugelassen.

Dennoch griffen sie zu Stift und Pinsel, lernten an Malschulen oder nahmen Privatunterricht. Ihre Kreativität, ihr Lebensmut, ihre Unerschrockenheit und ihre Durchsetzungskraft halfen ihnen über gesellschaftliche Vorbehalte und festgefahrene Traditionen hinweg, um ihre künstlerische Leidenschaft zu leben.

Manche schlossen sich in Künstlerinnenvereinigungen zusammen, um gemeinsam gegen die Ausgrenzung zu kämpfen. Ein Leben in einer Künstlerkolonie erlaubte den Malweibern ein freieres Leben. Vor allem galten sie dort als anerkannte Malerinnen, als solche konnten sie dort an ihren künstlerischen Zielen festhalten.

Die Liste der Malweiber ist lang, dennoch beginnt ein aufrichtiges Interesse an ihrer Biografie und vor allem an ihren Arbeiten erst in der heutigen Zeit

Helene Wallrath-Haasbauer

Sie ist Kathrins Großtante (Tante Helon) und Ehrenmitglied. Bei jeder unserer Ausstellungen werden Arbeiten von ihr zu sehen sein.

Helon wurde 1885 in Basel geboren. Schon früh war ihre künstlerische Neigung erkennbar. Als Schülerin belegte sie Kurse an der Allgemeinen Gewerbeschule Basel. 1903-1907 besuchte Helon die Malerinnenschule in Karlsruhe, ihre Schwerpunkte waren Malerei, freie und angewandte Graphik, sowie kunstgewerbliche Holzbearbeitung.

1907 zog Familie Wallrath nach Wien. Dort nahm Helon u.a. Unterricht bei dem Radierer Ferdinand Schmutzer. In den Jahren 1912 und 1913 war Helon viel unterwegs, vor allem in Berlin und Hamburg, um Porträtaufträge auszuführen.

1916 heiratete Helon A. Haasbauer. 1917 fiel ihr Mann im Krieg. Zu der Zeit war Helon schwanger. Ein Monat später brachte sie eine Tochter zur Welt. Von da an war sie nicht nur ein „Malweib“, sondern auch alleinerziehende Mutter. 1919 kehrte sie mit ihrer Tochter nach Basel zurück. Dort belegte sie an der Gewerbeschule Lithographie- und Holzschnittkurse. Zur gleichen Zeit begann sie mit Kinderkursen im eigenen Atelier. Sie nahm jeden Auftrag an, Plakate, Wandbilder, Beschriftungen für unterschiedliche öffentliche Auftraggeber der Stadt Basel und Portraits. Viele ihrer Arbeiten befanden sich in privaten Sammlungen.

Helon stellte ab 1910 im In- und Ausland aus: in der Schweiz in Basel, Bern, Zürich , Lausanne, Genf und Luzern. Im Ausland in Straßburg, Wien, Linz, Florenz, Stockholm, Paris. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, vor allem für ihre Plakate, so z.B. 1925 die Silberne Medaille bei der Exposition internationale des Arts décoratifs.

Helons Skizzenbücher und Tagebücher zeigen, wie sehr sie für die Kunst gelebt hat und wie sie unerschrocken an ihren künstlerischen Zielen ein Leben lang festhielt.

Bislang war es nicht möglich, ein Museum zu finden, das zu einer monografischen Ausstellung zu Helons Lebenswerk bereit war. Kathrin ist aber voller Bewunderung für Helons Arbeiten und möchte diese der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.